Zu Beginn einige Zitate aus der Satzung:
- Der Verein führt den Namen "Bürgerparkgesellschaft von 1875 Sulingen e. V.".
- Der unter dem Namen „Bürgerparkgesellschaft“ gegründete Verein hat im Jahr 1875 einen nordwestlich des Fleckens
Sulingen gelegenen Platz angekauft und diesen zu einem Park angelegt.
- Es ist die älteste Sulinger Parkanlage.
- Innerhalb des Parks befinden sich eine Schiessanlage und ein Wirtschaftsgebäude, welche Eigentum der
Schützengesellschaft von 1896 Sulingen e.V. sind.
- Der Zweck des Vereins ist der Umwelt- und Naturschutz durch Pflege und Erhaltung der bestehenden eigenen
Parkanlagen sowie die Förderung überlieferter heimatlicher Sitten und Gebräuche.
- Der Verein verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke.
Die Geschichte:
Bei der Gründung im Jahr 1875 gab es 35 Mitglieder. Es handelte sich um selbstständige Ackerbürger und Gewerbetreibende, die allesamt im Sulinger Westen ansässig waren.
Sie kauften 4 Parzellen Ackerland und Weide mit einer Fläche von insgesamt 3,3 Hektar. Die ersten Anpflanzungen erfolgten noch im Gründungsjahr und wurden über die folgenden Jahre konsequent weiter geführt. Es entstand das erste und einzige Waldstück Sulingens zu dieser Zeit.
Gegenüber dem neuen Park entstand ebenfalls ab 1875 die Gastwirtschaft Nordloh, deren Inhaber auch zu den Gründern des Parks gehörte.
Den Sulingern diente die Grünanlage als sonntägliches Ausflugsziel und war somit nicht nur im Westen der Stadt bekannt. Laut damaliger Satzung sollte sie „eine Erholungsstätte und ein Sammelplatz des geselligen Verkehrs der Sulinger Einwohner sein“. Dementsprechend hoch war auch der Stellenwert dieser Anlage. Das Wirken der beteiligten Familien und deren Weitsicht waren aus heutiger Perspektive bemerkenswert.
Nachdem die Grünanlagen des Bürgerparks recht gut gediehen waren, bemühten sich die Schützen des derzeit einzigen Sulinger Schützenvereins von 1848, das Schützenfest abwechselnd im traditionellen Sulinger Scheunenbusch und im neuen Park abzuhalten. Darüber kam es letztendlich zu Auseinandersetzungen in den eigenen Reihen und zur Spaltung des Schützenvereins. Die westlich der Sule wohnenden Schützen gründeten kurzerhand ihren eigenen Verein, die „Schützengesellschaft von 1896 e. V. Sulingen“, genannt die Piedelpoggen.
Ab sofort fanden deren Schützenfeste ausschließlich im Bürgerpark statt, während die 1848er Schützen, genannt die Ützen, ihre Feste weiterhin im Scheunenbusch abhielten.
Vielleicht liegt in dieser geschichtsträchtigen Spaltung die über Jahrzehnte gelebte Konkurrenz der beiden Schützenvereine und deren strikte Trennung an der Sule.
Das erste Schützenhaus entstand im Park bereits im Jahre 1898 auf dem heutigen Festplatz.
1912 erfolgte die Eintragung der Bürgerparkgesellschaft in das Vereinsregister auf Beschluss der Versammlung.
Dunkle Wolken überzogen den Park im Jahre 1939. Auf der Generalversammlung wurde mehrheitlich die Liquidation der Bürgerparkgesellschaft beschlossen. Der Besitz ging an die Stadt Sulingen, die dort ein „weibliches Arbeitsdienstlager“ anlegen wollte. Der endgültige Beschluss zur Umsetzung des Lagers kam aber aufgrund des Kriegsausbruchs nicht zustande. Zu einem Vollzug der Eigentumsübergabe an die Stadt kam es ebenfalls nicht, weil einige juristische Formalitäten nicht eingehalten wurden.
Ein weiteres Verhängnis drohte im Jahr 1947, als ein Sulinger Arzt auf Druck der Besatzungsmächte im Park ein Seuchenkrankenhaus errichten wollte. Die Versammlung lehnte die für diesen Zweck geplante Verpachtung über 30 Jahre ab. Wieder drohte eine Enteignung, aber der Vorgang verlief nach zwei Jahren im Sande.
Ende der fünfziger Jahre hat es große Anstrengungen gegeben, um Neuanpflanzungen vorzunehmen. Aus der Chronik ist zu entnehmen, dass über 10 Jahre verteilt 10.000 Bäume und Sträucher gesetzt wurden.
In den späten 60er Jahren war im Park ein ehemaliger Forstwirt tätig und hat die Anlage zu ihrem Vorteil verändert, allerdings sehr zu Lasten der Vereinskasse.
Im Laufe der folgenden Jahre wurde immer versucht, den Park in seiner Form zu erhalten und im Detail zu verbessern oder zu verschönern. Aufgrund des inzwischen sehr alten Baumbestands und vor allem des sehr dichten Blätterdachs gibt es allerdings sehr schlechte Bedingungen für Neuanpflanzungen.
1972 hat ein Sturm dem Park besonders schwer zugesetzt. Die Ursache war wohl die Abtretung eines Streifens Wald entlang der Bundesstraße 61, welcher für den Ausbau benötigt wurde. Es fehlte dadurch der notwendige Windschutzgürtel.
Das 100 jährige Bestehen im Jahr 1975 wurde unter dem Präsidenten Heinrich Tangemann ausgiebig gefeiert. Der Idealismus der Gründer und der Erhalter der Anlagen wurde auch seitens der Stadtverwaltung und von Ehrengästen hoch gelobt.
Eng mit dem Park verbunden ist seit jeher die Entwicklung des Gasthauses Nordloh. Das gleiche gilt auch für die Schützengesellschaft von 1896, waren doch traditionell der Großteil der im Westen der Stadt lebenden Bürger in beiden Vereinen aktiv. Heute kommt noch eine gewisse Bindung durch einen dritten Verein zustande. Der Kutscher Klub Sulingen hat seit Jahren sein Domizil neben dem Park auf Nordlohs Weide. Durch gemeinsame Nutzung von Flächen und Gebäuden und vor allem durch gemeinsame Veranstaltungen arbeiten alle drei Vereine eng zusammen.
Die Veranstaltungen:
Die bekanntesten und größten Veranstaltungen im Bürgerpark sind alljährlich im August das Schützenfest der Piedelpoggen und seit 2016 in der Vorweihnachtszeit der WinterWunderWald.
Nicht zu unterschätzen waren allerdings die frühen Generalversammlungen der Bürgerparkgesellschaft. Sie fanden traditionell am 30. April statt mit anschließendem Tanz in den Mai. Heute ist das Tanzen etwas in den Hintergrund geraten – aber früher wurde der feinste Zwirn aus dem Schrank geholt, die Frauen kamen im langen Kleid und die Herren mit Schlips. Da wurde gefeiert und zu fortgeschrittener Stunde flogen auch schon mal die Hacken der Damen auf die Theke.
Dann gab es einmal im Jahr die Grillfete im Park oder in der Schießhalle, wo es ebenso hoch her ging, nur die Garderobe war etwas weniger schick.
Heute hat die Geselligkeit innerhalb des Vereins immer noch einen sehr hohen Stellenwert.
Die Generalversammlung für die Mitglieder findet nun im Februar statt. In der wärmeren Jahreszeit, im Juni, gibt es dann das "Parkvergnügen". Bei einer
ausführlichen Besichtigung des Parks erklärt der Vorstand den Mitgliedern nebst Anhang und Gästen die Aktionen des vergangenen Jahres. Nach einem gemeinsamen Essen ist dann noch Zeit zum Feiern
und für Gespräche.
Über das Jahr gibt es diverse Arbeitseinsätze im Park, bei denen viel Wert auf gute Verpflegung gelegt wird und wo Kinder und Gäste immer willkommen sind.
Der Vorstand bemüht sich, mit immer neuen Veranstaltungen den Bekanntheitsgrad bei den Mitbürgern zu steigern, zu nennen wären „Grillen im Grünen“, „Parkfest im Westen“ oder „WWW – WinterWunderWald“. Der Park steht der Allgemeinheit auch gern als Kulisse für externe Veranstaltungen, wie Bürgermeister-Wahlkämpfe, Kinderfeste, sportliche, kulturelle oder kirchliche Veranstaltungen zur Verfügung.
Die Mitglieder:
Bis in die 1990er Jahre war es so, wer in den Verein eintreten wollte, musste sich mit bis zu 250DM einkaufen. Auf der Versammlung wurde dann abgestimmt, ob das künftige Mitglied überhaupt hereingelassen wurde. Zu dieser Zeit gehörte der Park noch ausschließlich den Mitgliedern und das darin befindliche Holz wurde als "Wirtschaftsgut" betrachtet. Eine Mitgliedschaft wurde innerhalb der Familien „vererbt“ und jedes Mitglied hatte quasi Anspruch auf einen Teil des Waldes.
Mit den Kollegen der Schützengesellschaft gab es seiner Zeit ein Abkommen auf Gegenseitigkeit. Im Fall der Auflösung einer der beiden Vereine hätte der Eine den Besitz des Anderen übernommen.
Seit 2004 sind beide Vereine gemeinnützig, d.h. im Fall der Auflösung fällt das Eigentum an eine öffentliche Trägerschaft. So kann
heute jeder Mitglied werden und ist gern gesehen. Wir freuen uns, wenn er oder sie zum Einstand eine Pflanze mitbringt und bei Arbeuitseinsätzen mithilft.
Ein Park mit Zukunft:
Die Bedeutung des Parks hat sich über die Jahre gewandelt. Wirtschaftliche Aspekte sind inzwischen völlig entfallen, somit hat auch das einzelne Mitglied keine Besitzansprüche mehr. Natürlich nicht zuletzt wegen der Gemeinnützigkeit werden Bäume nur noch gefällt, wenn sie nicht mehr zu halten sind oder eine Gefahr für die Besucher darstellen. Heute geht es allein um den Erhalt und die Pflege des Bestandes, nicht um den Verkauf oder die Eigennutzung von Holz, denn was wäre ein Park ohne Bäume?
Heute ist auch die Bedeutung für Erholung suchende eine andere. Wer kurz mal raus will, setzt setzt sich ins Auto und fährt an die See. Damit einhergehend sinkt auch der Bekanntheitsgrad des Bürgerparks.
Aber wir treffen Jogger und Spaziergänger, die sich auf den Bänken ausruhen, sowie Hunde, die mit Herrchen oder Frauchen Gassi gehen.
Vermutlich macht sich kaum ein Sulinger Gedanken oder weiß, dass diese Anlagen von einem Verein erhalten und gepflegt werden.
Für Besucher zur Info wurde 2006 auf der Ostseite am Langel ein markantes Holz-Torhaus errichtet, eingraviert ist in großen Lettern der Vereinsname. Zugegeben - man
muss schon etwas genauer hinschauen - aber es passt dahin und sieht vor allem gut aus. An der B61 gibt es ebenfalls ein
rustikales Hinweisschild, welches den Eingang zum "Bürgerpark im Westen" weist. Der Zusatz im Westen ist für ortsunkundige wichtig, um Verwechslungen mit dem anderen Bürgerpark östlich der
Bahnlinie zu vermeiden.
Am besten, einfach mal vorbeischauen – es lohnt sich. Sie alle sind jedenfalls herzlich eingeladen - wir sehen uns…
Sulingen, den 03.04.2017
K. Spehlbrink (Präsident)